Wer Romy Tschopp an einem typischen Skitag auf der Piste antrifft, staunt nicht schlecht. Eben noch im Rollstuhl, steigt die 27-jährige am Pistenrand aufs Snowboard um und düst gekonnt den Hang hinunter. Wie ist das möglich? Romy hat bei ihrer Geburt einen offenen Rücken (Spina Bifida), wurde dadurch aber zu Beginn ihres Lebens nicht so stark beeinträchtigt, dass ihr eine «normale» Kindheit verwehrt geblieben wäre. Sie wanderte, kletterte, fuhr Ski und trieb generell viel Sport. Erst später führten zahlreiche Operationen gekoppelt mit dem Heranwachsen und Älter werden zu immer stärkeren Beschwerden und schliesslich in den Rollstuhl.
Auf der Piste ist davon jedoch bis heute wenig zu sehen. «Ich habe noch immer genügend Stabilität in den Beinen und im Rumpf und bekomme so eine gute Balance», erklärt Romy Tschopp ihre aussergewöhnliche Fähigkeit. Sie ist wohl die einzige Schweizerin, die mit einem offenen Rücken snowboarden kann und sich zwischen Trainingsläufen maximal auf einen Stuhl im Schnee setzen muss, um sich auszuruhen. Aber auch Romys Liebe zum Schneesport wurde durch die Behinderung kurzzeitig auf die Probe gestellt, als das Gehen mit dem Snowboard und das Fahren mit dem Schlepplift immer mühsamer wurden.
Mit der Hilfe ihres Mannes und ihrer Physiotherapeutin wurde Tschopp jedoch just zum richtigen Zeitpunkt auf das Schweizer Para-Snowboard-Team aufmerksam, der Kontakt wurde gesucht. Der Rest ist Geschichte. Heute gehört die gebürtige Sissacherin dem PluSport Snowboard Kader an und trainiert im Team rund um Nationaltrainer Silvan Hofer. Der sagt: «Auch mit einer Behinderung kann man ausgezeichnet Snowboard fahren und zwar ohne Probleme». Damit dies auch möglichst erfolgreich geschieht, unternimmt ein eingespieltes Team aus Trainern und Physios alles, um Athleten wie Romy ihren Weg an die Weltspitze zu ermöglichen.»
Vom Trainingslager zur Vorfahrerin
Diesen Winter musste sich das Schweizer Team bislang notgedrungen und überwiegend in gemeinsamen Trainings weiterentwickeln. So auch vor wenigen Tagen, als das Team in der Lenk trainierte und die frohe Kunde erhielt, dass die FIS am 27. und 28. Februar vor Ort Snowboardcross Rennen durchführen würde – mit dem Schweizer Para-Snowboard-Team als Vorfahrer. Für Romy Tschopp eine speziell freudige Nachricht: «Jetzt kann ich auf dem Weg an die Paralympics wieder einmal Wettkampfluft schnuppern und dabei gleichzeitig erleben, was Inklusion bedeutet ». In der chinesischen Hauptstadt möchte Tschopp in rund einem Jahr unbedingt an den Start gehen können.
In Lenk finden am kommenden Wochenende insgesamt vier FIS-Rennen statt, jeweils zwei für Männer und Frauen.
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