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Para-Leichtathletik-EM in Polen: Letzte Chance für Paralympics-Tickets

Im polnischen Bydgoszcz trifft sich Anfang Juni die Para-Leichtathletik-Elite Europas. Für die AthletInnen ist es nicht nur der erste internationale Grossanlass seit der Corona-Krise, sondern auch eine wichtige Standortbestimmung sowie letzte Qualifikationsmöglichkeit für die Paralympics in Tokio.

Für die Schweiz werden jeweils vier SportlerInnen der Kategorien Standing und acht Rollstuhl-AthletInnen in Polen an den Start gehen. Die EM findet ist für die Schweiz die letzte Möglichkeit noch Teilquotenplätze für Tokio2020 über sogenannte «High Performance Standards» zu holen. Der Effort und die Resultate werden also für das ganze Schweizer Team in Hinblick auf die Paralympics erbracht. «Ich spüre, dass alle gerne ihren Beitrag leisten möchten», sagt Georg Pfarrwaller, Nationaltrainer Para-Athletics.

Für die 24-jährige Elena Kratter ist es der erste Grossanlass in der Leichtathletik – sie war bis 2019 als Skifahrerin aktiv. Die Schwyzerin hat ihren Quotenplatz bereits geholt – ähnlich geht es der Westschweizerin Sofia Gonzalez, die den High Performance Standard ebenfalls erreichen konnte. «Bei ihnen ist dieser Druck weg», so Pfarrwaller. Für Philipp Handler und Abassia Rahmani aus dem Kanton Zürich gelte es diese Werte noch zu erreichen. Bei beiden liege der Standard jedoch in Reichweite, sagt Pfarrwaller. An der EM in Bydgoszcz seien dafür Rennen nahe an der persönlichen Bestleistung notwendig. Gute Darbietungen in der Vergangenheit können dafür das nötige Selbstvertrauen geben: Philipp Handler konnte seit der EM 2012 immer eine Medaille gewinnen - auch Abassia Rahmani ist schon zweimal (2016 und 2018) mit Edelmetall nach Hause gekommen.
«Eine gute Weite oder Zeit werden beinahe höher gewichtet, als der Gewinn einer Medaille», fasst Nationaltrainer Pfarrwaller die Ausgangslage bei der EM – rund 100 Tage vor den Paralympics -zusammen.

In einem ähnlichen Licht erscheint Bydgoszcz 2021 auch für den Nationaltrainer der Rollstuhl-Leichtathlet*innen, Beat Fäh: Letztendlich sei die EM für Tokio-Aspiranten «lediglich ein Grossanlass auf europäischem Niveau». Für einige Athlet*innen komme die Topkonkurrenz zudem aus aussereuropäischen Ländern. Er rät dazu, den Anlass nicht zu überschätzen. Die Doppelsiegerin der Leichtathletik-EM 2018 in Berlin, Manuela Schär, reist gar nicht nach Polen. Paralympics-Goldmedaillengewinner Marcel Hug konnte zuletzt beim Grand Prix in Arbon über 800 und 1500 Meter mit sehr guten Zeiten auf sich aufmerksam machen. Man dürfe also darauf gespannt sein, ob der 35-Jährige diese Form auch auf europäischer Ebene zeigen könne, so Nationaltrainer Fäh. Auch im Falle Hugs kommt die Topkonkurrenz allerdings aus dem aussereuropäischen Ausland – hier sind allen voran der Kanadier Brent Lacatos und der Amerikaner Daniel Romanchuk zu nennen. Die Gold- und Silbermedaillengewinnerin der WM 2019, Catherine Debrunner, befindet sich derzeit in sehr guter Verfassung: Beim Grand Prix in Arbon konnte sie gar einen Europarekord aufstellen. «Sie ist auf einem sehr guten Weg», freut sich Fäh. Die Sprinter Beat Bösch und Fabian Blum hatten bei der EM-Generalprobe in Arbon Pech mit dem Wind, seien aber in der Lage, in Bydgoszcz eine massgebende Rolle zu spielen, so der Nationaltrainer. Für Alexandra Helbling, die mehrfache Medaillengewinnerin der EM 2018 in Berlin, ist der Anlass in Polen eine wichtige Möglichkeit zur Formbestimmung. Patricia Eachus konnte in Arbon über 5000 Meter ihre Stärke zeigen und will daran in Polen anknüpfen – zum ersten Mal an einem Elite-Grossanlass treten Lisa Schultis und Licia Mussinelli an. Für sie gilt es in erster Linie internationale Erfahrungen zu sammeln.

Polen trägt zum ersten Mal eine Para-Leichtathletik-Europameisterschaft aus. Insgesamt 600 Athlet*innen aus 35 Ländern werden dort vertreten sein. Die Schweiz schickt 12 Athlet*innen an das vom 1. bis 5. Juni stattfindende Turnier, welches  unter strengen Corona-Bestimmungen stattfinden wird.