Zurück

«Ich schenke Menschen mit einer Sehbehinderung meine Augen»

Als Koch, als Hotelier oder als Geschäftsführer im Globus am Bellevue in Zürich – Daniel Borter hat in seiner Arbeitswelt einiges erlebt. Mit 58 Jahren ging er in Pension. Aber auf der faulen Haut liegt er deshalb noch lange nicht! Seit einem denkwürdigen Erlebnis in Zermatt engagiert er sich an 130 Tagen im Jahr für Menschen mit einer Sehbehinderung.

Daniel Borter erinnert sich noch genau an diesen Tag im Winter 2018, den er – wie jedes Jahr – in Zermatt auf den Skipisten verbrachte. «Plötzlich sah ich eine Gruppe Skifahrer:innen mit farbigen Leuchtwesten. Bei genauerem Hinschauen stellte ich mit Erstaunen fest, dass es Menschen mit einer Sehbehinderung waren, die mit ihren Guides den Berg hinunterfuhren.» Borter war fasziniert und informierte sich näher über diese spezielle Art Skifahren. Dabei landete er bei PluSport Behindertensport Schweiz und nahm kurzerhand die Ausbildung zum Blinden-Skilehrer in Angriff. «Ich bin inzwischen auch als Langlauf-Guide unterwegs. Als später ein Bekannter jemanden als Begleiter für Tandemfahrten mit Blinden suchte, war ich ebenfalls dabei.»

Der ehemalige Hotelier freut sich auf jeden Kurs, an dem er mitwirken darf. Ob als Hauptleiter oder als einfacher Begleiter – mehr als ein Drittel des Jahres verbringt er mit Menschen mit einer Sehbehinderung. Im Sommer auf dem Tandem, im Winter auf zwei Latten. «Ich schenke Menschen mit einer Sehbehinderung meine Augen, damit sie Sport treiben können.» Dies tut er inzwischen nicht nur für PluSport Behindertensport Schweiz, sondern auch für den Schweizerischen Blindenbund, den Schweizerischen Blindenverband und für die Schweizerische Caritasaktion der Blinden CAB.  Für letztere organisiert er zudem verschiedene Kurse wie Weinseminare oder kulinarische Entdeckungsreisen. Insgesamt ist der 61-jährige Zuger an 130 Tagen im Jahr im Einsatz.
 

Während Corona Glück gehabt

2019 hat Daniel Borter seine Ausbildung begonnen, seit 2020 ist er aktiv dabei. Die Corona-Pandemie machte ihm dabei keinen allzu grossen Strich durch die Rechnung. «Wir hatten immer Glück und sind um Corona herumgekommen», erzählt Borter. «Wir konnten den letzten Langlauf-Kurs von PluSport im März 2020 in Obergesteln im Wallis noch planmässig beenden. Ein paar Tage später kam der Lockdown.» Auch danach passte es immer irgendwie mit den Terminen. «Ich musste glücklicherweise nicht sehr lange darauf warten, wieder zum Einsatz zu kommen», meint Borter dankbar.

Er blickt auf viele schöne Erlebnisse mit seinen Gästen zurück. «Ich führe gute Gespräche, politisiere, diskutiere über ganz viele Dinge. Das macht diese Kurswochen so wertvoll – für alle.» Gibt es für Daniel Borter auch Momente, in denen er abschalten, sich zurücklehnen und das Rentnerdasein geniessen möchte? «Nein, eigentlich selten. Ich leite so viele Kurse und erhalte täglich so viele Mails, dass ich nicht mal das Bedürfnis habe, in die Ferien zu fahren. Ich möchte jeden Kurs so gut vorbereiten, dass er sich für mich wie ‘Ferien’ anfühlt.»
 

«Die Woche war cool – ich komme wieder!»

Hier kommt die Organisationsstärke von Daniel Borter zum Zug. Als Hauptleiter der Kurse kann er diesen Trumpf regelmässig ausspielen: Hotels suchen, Begleitpersonen finden, Zugfahrten organisieren – alles erledigt der gebürtige Berner Oberländer selbst. «Ich organisiere so viel im Vorfeld, dass ich die Wochen dann auch selbst geniessen kann. Aber meine oberste Priorität bleibt, dass es meinen Leiterteam gut geht», erklärt Daniel Borter und fügt verschmitzt hinzu: «Wenn sich mein Team wohlfühlt, kann ich nicht verhindern, dass sich auch meine Gäste wohlfühlen. Die Kurs-Teilnehmenden sind meine Gäste, und meine Aufgabe ist es, ihnen eine tolle Woche zu bieten. Damit es am Ende heisst: ‘Die Woche bei Borter war cool – ich komme wieder’.»

 

Jetzt den Newsletter abonnieren

Fotos: 1 & 4: Schweizerische Caritasaktion der Blinden (CAB) und Daniel Borter