Die Voraussetzungen waren alles andere als ideal. Nach einer schweren Verletzung kämpft Brussig noch immer mit einer langen Metallstange und mehreren Verschraubungen im rechten Standbein. Kraft und Stabilität sind dadurch eingeschränkt. Dennoch entschied sie sich, am IBSA-Judo-Grand-Prix in São Paulo zu starten – in der Hoffnung, vielleicht ein paar wichtige Weltranglistenpunkte zu sammeln. Was folgte, war eine beeindruckende Demonstration von Willenskraft und Kampfgeist.
Gleich im ersten Kampf liess die Schweizerin keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit. Nach nur wenigen Sekunden warf sie die Mexikanerin Del Rosario mit einem sauberen Wurf flach auf den Rücken – Ippon, Sieg, Kampf beendet. Auch gegen die junge Hsin-Ying aus Taipeh dominierte Brussig das Geschehen. Unermüdlich setzte sie ihre Gegnerin unter Druck, erarbeitete sich einen Wurf zur Seite und ging nahtlos in den Haltegriff über. 20 Sekunden später war auch dieser Kampf entschieden.
Im Kampf um Gold traf Brussig auf Aibike Ulanbek Kyzy aus Kirgisistan. Wieder zeigte Brussig viel Aktivität und suchte früh den Sieg. Doch bei einer Selbstfalltechnik unterlief ihr ein kleiner Fehler – ein Moment, den die routinierte Gegnerin nutzte, um Carmen in einen Festhaltegriff zu zwingen. Trotz aller Gegenwehr und eines letzten, kraftvollen Aufbäumens musste sich Brussig geschlagen geben.
Am Ende gewinnt Carmen Brussig die Silbermedaille – und ein Resultat, das weit mehr bedeutet als ein zweiter Platz. Es ist der Beweis für Ihr aussergewöhnlichen Willen und Mut.