Spitzensport
Über St. Moritz nach Milano-Cortina
Robin Cuche gehört zu den Podestgaranten im Schweizer Para-Skiteam. Im +Punkt-Interview spricht er über den Weltcup in St. Moritz kurz vor Weihnachten, seine Erwartungen bei den Paralympischen Winterspielen in Milano-Cortina, und was er sich als zweite Karriere besser vorstellen kann: Trainer oder Golfer.
Robin, ihr seid mitten in der Vorbereitung auf die Paralympische Saison. Wie läuft es bis jetzt?
Robin Cuche: Bis jetzt sehr gut, wir haben u.a. wichtige Trainingsstunden in Chile gesammelt und konnten extrem viel Speed trainieren. Das geht zwar in Zermatt grundsätzlich auch, und dort müssen wir nicht so weit reisen und sind alle drei bis vier Tage wieder zu Hause. Aber die Pisten auf den Gletschern sind inzwischen nicht mehr sehr lang, dort können wir nur rund 30 bis 40 Sekunden Speed fahren. Das ist zu kurz, denn ein Rennen dauert 1.5 Minuten, manchmal sogar 1min 40 sek. Deshalb sind wir nach Chile geflogen, denn dort herrscht noch richtiger Winter, die Pisten sind lang und breit. Die Bedingungen sind schlicht und einfach besser für das, was wir brauchen.
Von 19.-21.12.2025 findet der Heim-Weltcup in St. Moritz statt wo du letztes Jahr Dritter geworden bist. Was nimmst du dir dieses Mal vor?
St. Moritz ist immer richtig cool! Die Organisation ist top, die Hotels sind schön, die Pisten sind super und es scheint eigentlich immer die Sonne. Vor zwei Jahren hatten wir dort zwei Abfahrten, aber dieses Jahr stehen wie letztes Jahr Slalom und Riesenslalom auf dem Programm. Das ist für mich etwas schwieriger, aber das Ziel bleibt klar: jeden Tag aufs Podest fahren.
Was ist in St. Moritz besonders?
Der Schnee ist sehr trocken und sehr aggressiv, das ist wirklich speziell. Wenn du da versuchst zu driften, verlierst du sofort viel Tempo. Deshalb ist mein Ziel, möglichst sauber Ski zu fahren, gerade auch weil es so steil ist.
Ist es schwieriger oder einfacher, in der Schweiz – also vor Heimpublikum – zu fahren?
Ich finde es cool zu Hause in der Schweiz zu fahren, weil wir die Piste gut kennen und immer wieder dort trainieren können. Und es ist schön, dass meine Familie, also meine Eltern und manchmal auch mein Bruder, dabei sind. Das tut mir gut. Auch alles rundherum, also die Leute vom Verband, die Zuschauer und die Hotels, ist einfach sehr angenehm. Besonders schön ist auch die Stimmung kurz vor Weihnachten. Wir sind dann nicht irgendwo in einer abgelegenen Jugendherberge untergebracht, wie es sonst manchmal vorkommt.
Ein Blick Richtung Milano-Cortina: Wie wichtig ist das Rennen in St. Moritz auf dem Weg zu den Paralympics 2026?
In St. Moritz gilt wie bei jedem Weltcup-Rennen: das Beste geben und Punkte für die Kristallkugeln sammeln. Darauf liegt der Fokus bis Mitte Februar. Erst danach rücken die Paralympics in den Vordergrund. Momentan konzentrieren wir uns voll auf den Weltcup, und da machen wir fast keine Pause bis Mitte Februar. Das sind 22 Rennen in etwas mehr als zwei Monaten. Das ist unglaublich viel. Das Ziel ist, unverletzt zu bleiben und gut Ski zu fahren. Natürlich muss man bei schwierigen Bedingungen besonders aufpassen, aber grundsätzlich darf man jetzt noch nicht zu sehr an die Paralympics denken.
Dennoch sei die Frage erlaubt: Was nimmst du dir für Milano-Cortina vor?
Das ist im Moment noch schwierig zu sagen. Ich habe noch kein richtiges Gefühl dafür, wo ich stehe und wo die anderen stehen. Das wird sich im Laufe der Weltcupsaison zeigen. Und eben: Mein Fokus liegt momentan klar auf den Weltcup-Rennen. Aber klar, ein Podestplatz ist ein grosses Ziel für mich in Milano-Cortina. Doch jetzt zählt erst einmal die Saison.
Wie geht es für dich nach den Paralympics weiter, hast du schon Pläne?
Nein, noch nicht. Ich würde gerne noch eine Saison dranhängen, aber das hängt von meiner Gesundheit und vor allem von Sponsoren ab. Das ist leider die Realität für uns Parasportler. Wenn ich wüsste, dass alles finanziert ist, würde ich sehr gerne weitermachen. Aber ich bin kein Profi und muss neben dem Sport arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Ganz generell: Kannst du dir vorstellen, dem Skisport als Trainer, Betreuer oder Mentor erhalten zu bleiben?
Ich kann mir die eine oder andere Rolle schon vorstellen, aber definitiv nicht als Coach. Ich bin genug herumgereist in meiner aktiven Karriere und freue mich darauf, wieder mehr Zeit zu Hause mit meiner Familie und meinen Kollegen verbringen zu können.
Du bist begeisterter Golfer. Könntest du dir eine zweite Karriere als Golfer vorstellen?
Nein, da bin ich nicht gut genug (lacht), aber wer weiss. Solange Golf nicht paralympisch ist - und das wird es 2028 in L.A. sicher noch nicht sein - möchte ich nicht zu viel Zeit investieren. Ich spiele sehr gerne mit meinen Kollegen, aber wirklich als Profisportler unterwegs zu sein, sehe ich momentan nicht. Sollte Golf irgendwann paralympisch werden, frühestens 2032, könnte ich noch einmal darüber nachdenken. Aber aktuell bin ich mit dem Skifahren mehr als genug beschäftigt.
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