Dass Martina Kopp überhaupt Langstreckenläufe bestreitet, war lange Zeit undenkbar. Als Kind litt sie an Epilepsie und musste Medikamente dagegen nehmen. «Für mich bedeutete das, dass ich vieles nicht machen konnte, was andere Jugendliche tun», erzählt sie. «Ausgelassen ausgehen, mal ein Glas Wein trinken, sich die Nächte um die Ohren schlagen - das ging alles nicht.» Manche Gewohnheit hat sie beibehalten: «Ich gehe auch heute kaum aus und trinke keinen Alkohol.» 

Die Epilepsie hat sich ausgewachsen Als Folge der Krankheit verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Kleinklassen. Nach der obligatorischen Schulzeit arbeitete sie als Aushilfskraft auf Bauernhöfen, bis sie merkte, «dass mehr in mir steckt als Putzen und Kochen», so Martina Kopp. Sie bewarb sich als Alltagsbegleiterin in einer Kindertagesstätte und bekam die Stelle. Noch heute arbeitet sie dort. Glücklicherweise schwächte sich die Krankheit mit der Zeit mehr und mehr ab. «Mit Mitte 20 habe ich aufgehört, Medikamente zu nehmen, und hatte seither auch keinen Anfall», erklärt Martina Kopp. Tatsächlich kann sich eine Epilepsie im Erwachsenenalter auswachsen, bei ihr war das der Fall. Ihre neue Freiheit nutzt die aktive Sportlerin und Musikerin unter anderem für ihre Hobbys. Die begeisterte Steel-Drummerin Neben dem Laufsport spielt sie Steel-Drum und ist seit 15 Jahren Mitglied der Band «Extrem normal». Die Steelband absolviert immer wieder kleinere Auftritte, und um in Übung zu bleiben, kommt Martina Kopp um zwei Proben pro Woche nicht herum. 

Dem Laufsport widmet sie jedoch die meiste Zeit. «Ich gehe jeden Tag nach der Arbeit noch eine Runde laufen, wenn das Wetter trocken ist», erzählt die eifrige Läuferin. «Eine Runde laufen» ist die hochdeutsche Übersetzung von «I gang ga seckle», wie die Bernerin es selbst nennt. Drei bis fünf Kilometer spult sie so täglich ab. Erst kürzlich schloss sie ein persönliches Herzensprojekt ab: Sie lief in zwölf Etappen rund um den Thunersee und legte dabei Strecken von fünf bis zehn Kilometern zurück. Alles ist mit Fotos und Kurzfilmen dokumentiert, damit ihre Followerinnen und Follower ihr folgen können.