Ausbildung

Gemeinsam stärken wir die Ausbildung im Behindertensport

Ab dem 1. Januar 2026 werden Ausbildungen im Behindertensport unter dem Namen Sport+Handicap EDUCATION angeboten. Dahinter stehen die drei Verbände PluSport, Schweizer Paraplegiker Vereinigung (SPV) und Procap. Daniela Loosli ist die Projektleiterin dieses Grossprojekts. Sie gibt uns einen Einblick in die neue Ausbildungsstruktur und zeigt die Vorteile auf.

Daniela, ab 2026 werden die Ausbildungen von PluSport, SPV und Procap gemeinsam unter dem Namen Sport+Handicap EDUCATION angeboten. Was sind die Vorteile dieses Zusammenschlusses?
Unsere Vision ist es, ein attraktives Bildungsangebot in Sport, Behinderung und Inklusion anzubieten und es im Schweizer Sportsystem zu integrieren. Und das ist uns gelungen, wie ich finde. Der Zusammenschluss führt zu mehr Klarheit, mehr Wirkung und einer starken Verankerung im Schweizer Sport.
Das einheitliche Ausbildungsangebot erleichtert die Orientierung für unsere Zielgruppen, Anmeldungen und Kurssuche werden vereinfacht. Auch für uns hat dies Vorteile, da wir unsere Ressourcen effizienter einsetzen können.
Zudem bringen PluSport, die SPV und Procap jahrzehntelange Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen des Behindertensports mit. Durch die Bündelung dieser Kompetenzen entstehen breit abgestützte Qualitätsstandards und ein ganzheitlicher Blick auf verschiedene Behinderungsbilder und Bedürfnisse.
Wir stärken durch unseren Zusammenschluss in der Ausbildung auch unsere Positionierung im Schweizer Sport. Das heisst, dass wir eine bessere Sichtbarkeit und Gewicht gegenüber Kantonen, Verbänden, Vereinen, Schulen und der Sportpolitik erhalten. Dadurch können wir Inklusion voranbringen. Wir erhalten mehr Wirkung und ermöglichen somit noch mehr Menschen mit Beeinträchtigungen Zugang zum Sport.

Wie habt ihr die Inhalte der bisherigen Ausbildungen aufeinander abgestimmt?
Die Inhalte der bisherigen Ausbildungen wurden zusammengeführt, verglichen und harmonisiert. Gemeinsam haben PluSport, SPV und Procap Überschneidungen bereinigt, Lücken geschlossen und Stärken aus allen drei Programmen integriert. So entsteht ein einheitliches, klar strukturiertes Ausbildungsangebot.

Wie kam es, dass ihr euch zusammengeschlossen habt?
Wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir im bestehenden System viele Doppelspurigkeiten und Ungleichheiten festgestellt haben. Es gab getrennte Ausbildungswege und trotz grossem Engagement waren unsere Angebote nur teilweise ins Schweizer Sportsystem integriert.

Welche Rolle spielen die drei Trägerverbände weiterhin?
PluSport, Procap und SPV bleiben zentrale Akteure und übernehmen weiterhin wichtige, strategische Rollen im gemeinsamen Ausbildungswesen. Dazu gehören das Einbringen von fachlicher Expertise, die Sicherung der Qualität und die aktive Weiterentwicklung des Bildungsangebots, sowie die regionale und thematische Vernetzung. 

Kurz: Die drei Verbände fusionieren nicht – sie bündeln ihre Stärken. Sie bleiben eigenständig, gestalten aber ein gemeinsames, starkes Ausbildungsangebot, das schweizweit Wirkung entfaltet.

Die letzten Monate waren intensiv. Was heisst es, ein solches Projekt zu realisieren? 
Ein solches Projekt zu realisieren, bedeutet vor allem intensive Zusammenarbeit, viel Abstimmung und eine grosse Portion Durchhaltevermögen. Die letzten Monate waren geprägt von komplexer Koordination, Klärung von Rollen und Zuständigkeiten, strategischer und politischer Arbeit, Harmonisierung von Inhalten, Vertrauensaufbau, Dialog und Kompromissbereitschaft, sowie viel Engagement und Herzblut. 

Ein solches Projekt umzusetzen, bedeutet aber auch einen grossen Einsatz und einen deutlichen Mehraufwand durch unzählige Abstimmungsschlaufen und eine intensive Zusammenarbeit. Doch ich bin überzeugt, dass sich der Aufwand langfristig auszahlt. Denn es entsteht etwas, das keiner der Verbände allein hätte schaffen können: Ein gemeinsames, kraftvolles Bildungsangebot, das die Inklusion im Schweizer Sport nachhaltig stärkt. 

Welche Chancen siehst du für den Behindertensport durch diese Zusammenführung?
Dank der Zusammenführung kann der Behindertensport weiter gestärkt werden. Beispielsweise können durch die einheitlichen Ausbildungsstandards inklusive Angebote schweizweit gestärkt werden. Denn es werden durch den Zusammenschluss Qualität, Professionalität und Vergleichbarkeit der Ausbildungen erhöht.
Zudem gibt es einen einfacheren Zugang für neue Leitende. Die Bündelung zu einem Bildungsangebot und der gemeinsame Auftritt verbessern die Sichtbarkeit. Die Übersicht wird verbessert, was gerade im Behindertensport wichtig ist. Die Vielzahl an Verbänden macht es Neulingen in diesem Bereich nicht einfach.  

Und schliesslich sehe ich auch die stärkere Gewichtung im Sportsystem Schweiz als Chance. Mit einer gemeinsamen Stimme können PluSport, Procap und SPV ihre Anliegen klarer platzieren und erreichen eher eine gleichwertige Anerkennung im Sportsystem, insbesondere bei Erwachsenensport Schweiz (esa) und Jugend+Sport (J+S).

An wen richten sich die Ausbildungen? 
Unsere Ausbildungen richten sich an Leiter:innen aus den drei Verbänden, an esa- sowie J+S-Leitende, an Fachpersonen aus Medizin und Bewegung, sowie an Trainer:innen und Leitungspersonen aus dem Regelsport. Kurz gesagt: an alle, die Inklusion im Sport kompetent gestalten und weiterentwickeln wollen.

Welche Ziele hat Sport+Handicap EDUCATION für die nächsten Jahre?
Mit Sport+Handicap EDUCATION starten wir offiziell am 1. Januar 2026. Wir wollen erst einmal Boden unter den Füssen gewinnen, bevor wir nach den Sternen greifen. Das Potenzial ist enorm, und wir sind überzeugt, dass wir einen ersten wichtigen Schritt gemacht haben.
In den kommenden Monaten gilt es vor allem, die Marke bekannt zu machen und zu festigen. Zudem wollen wir die Prozesse und die gemeinsame Zusammenarbeit weiter etablieren.

Die Entwicklungsgruppe Sport+Handicap EDUCATION stellt sicher, dass gesellschaftliche Themen und Veränderungen in der Ausbildungslandschaft kontinuierlich berücksichtigt werden. So bleiben wir am Puls der Zeit und können zeitnah auf Entwicklungen reagieren.
Schon jetzt spüren wir das wachsende Interesse an gemeinsamen Aus- und Weiterbildungen mit Partnern aus dem Regelsport, etwa dem Schweizerischen Fussballverband. Das sind grosse Chancen, die wir gezielt nutzen wollen, um den Sport für Menschen mit Behinderung sowie das Thema Inklusion in der ganzen Schweiz weiter zu verankern.

Gab es ein besonderes Erlebnis, das Dir gezeigt hat, wie wichtig gut ausgebildete Leiter:innen im Behindertensport sind?
Ein besonders eindrücklicher Moment war immer wieder, wenn Leitende im Kurs plötzlich das fehlende Puzzleteil erhielten und neue Lösungswege entdeckten. Dann wird sichtbar, wie entscheidend gute Ausbildung ist: Nur wer das Wissen und die Erfahrung hat, kann Sport wirklich sicher und qualitativ hochwertig gestalten. Solche Augenblicke zu erleben, zeigt mir immer wieder, warum diese Arbeit so wertvoll ist. 

Unsere Vision ist es, ein attraktives Bildungsangebot in Sport, Behinderung und Inklusion anzubieten und es im Schweizer Sportsystem zu integrieren.

Bereits stehen die ersten Kurse an. Wollen Sie mehr über Sport+Handicap EDUCATION erfahren? Dann folgen Sie dem LinkedIn-Kanal oder stöbern Sie durch das vielseitige Ausbildungsangebot.


Dank der Anschubfinanzierung des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, EBGB kann das Projekt Sport+Handicap EDUCATION realisiert werden.