Finanzen

Finanzbericht des Geschäftsführers

Ein paar einleitende Randnotizen zum Schwarzen Schwan. Das Bild vom «Schwarzen Schwan» als gänzlich unerwartetes Ereignis geht auf den Satiriker Juvenal zurück. Schwarze Schwäne waren damals in Europa unbekannt. Nachdem Willem de Vlamingh aber in Westaustralien 1697 tatsächlich schwarze Schwäne gesehen hatte und weitere Reisende über die schwarzen Schwäne Australiens berichteten, wurde die Redensweise in der englischen Sprache zur Metapher eines zwar unwahrscheinlichen, aber möglichen Ereignisses. (Quelle: Wikipedia)

Nun haben wir ihn alle gesehen und ihn gut kennengelernt, diesen Schwarzen Schwan. In Form eines winzig kleinen Virus, der die ganze Welt buchstäblich aus den Angeln hob. Unnötig, die Ereignisse ab März 2020 und die einschneidenden Konsequenzen hier zu rekapitulieren. Wie ist nun aber PluSport Schweiz finanziell durchs Krisenjahr 2020 gekommen?

Die Kurzfassung lautet: «Bisher glimpflich davongekommen. » Wir installierten sofort ein umfassendes Notfallmanagement für verschiedene Krisenaspekte, bezüglich der Finanzen zusammen mit unserer Finanzkommission. Wir analysierten die Situation in wöchentlichen Sitzungen, schenkten der rollenden Anpassung der Covid-Budgets und insbesondere der Sicherstellung einer genügenden Liquidität höchste Aufmerksamkeit. Wir veräusserten in einem günstigen Moment einen Teil unserer Anlagen und sicherten uns einen Covid-Notkredit. Noch im Q2/2020 deuteten unsere Szenarien – auch aufgrund der damals notwendigen Sistierung von Spendensammlungen besonders im KMU-Bereich – auf einen finanziellen Schaden in Millionenhöhe hin. Es wurde runtergefahren, was nur ging und Sinn machte, alle Mitarbeitenden waren monatelang in Kurzarbeit, zuerst 50 %, ab Juni immer noch zu 30 %.

Wenn wir nun einen Verlust von nur noch rund CHF 150 000 ausweisen, so ist das ein riesiger unerwarteter Erfolg und das Ergebnis aus dem Zusammenspiel verschiedenster Bemühungen und begünstigender Faktoren. Zu nennen sind nebst dem erwähnten verbandsinternen Finanz- Krisenmanagement erstens die grossen Bemühungen des Bundesamts für Sport zusammen mit Swiss Olympic und die Gunst des Parlaments, damit der Sport mit Covid-Stabilisierungsgeldern am Leben erhalten werden kann. Zweitens der Umstand, dass das Bundesamt für Sozialversicherungen bisher auf Rückforderungen für nicht erbrachte (weil nicht erbringbare) Vertragsleis tungen verzichtet hat – noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, aber die Zeichen stehen auf Dialog. Drittens die riesige Performance unserer Fundraising-Partner Metatop und Alnovis, die im 2. Halbjahr 2020 einen unglaublichen Steigerungslauf hinlegten und die vorgängigen Ausfälle praktisch alle wettmachen konnten. Viertens die Grosszügigkeit unserer Partner, Spender und Stiftungen, die uns treu blieben, und die Grosszügigkeit ganz vieler unserer Leistungserbringer (Sportleiter, Lagerhäuser, Hotels usw. usf.), die unkompliziert auf einen Grossteil oder sogar auf alle rechtlich zustehenden Leistungen oder Entschädigungen verzichteten. Aber fünftens auch unsere Vorstandsmitglieder, die mit uns Operativen zusammen diese Krise stemmten, oft mit mehrfachem Zeiteinsatz als gewöhnlich, und alle unsere Mitarbeitenden, die den Kopf nicht in den Sand steckten, die die Kurzarbeit verständnisvoll mittrugen und trotzdem einen vollen Dienstleistungs- Service «wie normal» erbrachten. Ihnen allen gebührt ein Chapeau!

Eine Krise kommt selten alleine, sagt man. Ja, es gab noch eine Krise in der Krise. Unsere langjährige Leiterin Finanz- & Rechnungswesen, Tamara Fernandez, hat leider den Kampf gegen ihre schwere Krankheit verloren. Im Mai, zwei Monate nach Beginn des Covid-Lockdowns, mussten wir von unserer lieben Kollegin Abschied nehmen. Mehrere interimistische Buchhaltungsleiterinnen halfen uns seit Sommer 2019, das Schiff über Wasser zu halten. Das war eine sehr harte zusätzliche Prüfung, nicht nur menschlich, denn jeder Wechsel bedeutete fachlich wieder zurück auf Feld 1. Seit August hat Beatrice Ehrle die Leitung der Buchhaltung definitiv und engagiert übernommen, und diese wiedergewonnene Stabilität ist enorm wichtig.

Noch ist die Krise nicht vorbei. Aber wir bleiben tendenziell zuversichtlich. Nebst allen Sorgen und Turbulenzen hat die Krise unsere Organisation auch gestärkt. Die Ebenen und Personen haben optimal zusammengearbeitet und gemeinsam eine Feuerprobe bestanden. Wir leben weiter unsere überzeugte Haltung, dass wir uns von den Einschränkungen nicht unterkriegen lassen, dass wir nicht einfach den Stecker ziehen wollen, sondern dass wir weiterhin möglich machen, was irgendwie geht und verantwortbar ist. Die Menschen mit Behinderungen, unsere Teilnehmer und Mitglieder, brauchen uns. Jetzt mehr denn je!

René Will