Spitzensport

Tenue grün mit Velo

Seit sich Flurina Rigling im Herbst 2019 für eine Karriere im Para-Cycling entschieden hat, sammeln sich die Auszeichnungen bei der 26-jährigen Zürcherin. Inzwischen sind es acht WM-, vier EM- und sechs SM-Medaillen. Nun bereitet sie sich in der Spitzensport-RS in Magglingen auf ihre weiteren Ziele vor.

Flurina Rigling mit Kommandant Marco Mudry.

«Im Achtung wird nicht gelacht!» Sofort ist es im Zug Bader der Spitzensport RS 79-2-22 still. Die Rekrut:innen warten in Achtung-Stellung auf ihre nächsten Befehle. Nach der intensiven dreiwöchigen Grundausbildung haben die RS-Absolvent:innen nun jeweils im Anschluss an die vormittägliche Ausbildung mehr Zeit fürs Training. Flurina Rigling ist das nur recht: «Im Alltag organisiere ich immer alles um meine Trainingsblöcke herum. Hier muss ich alles um die RS herum planen. Das ist eine echte Herausforderung.»

Die 26-jährige Zürcherin ist eine von drei Para-Sportler:innen, die seit November die Spitzensport-RS in Magglingen absolvieren. Der Para-Cyclerin fehlen seit der Geburt vier Finger- und Fussstränge an beiden Händen und Füssen. Die Griff-Fähigkeit ist damit stark eingeschränkt, durch ihr Handicap an den Füssen kann sie ihre Wadenmuskulatur nicht einsetzen. Sie benötigt massgefertigte Schuhe – auch auf ihren speziell angepassten Rennrädern.

Im Herbst 2019 begann Flurina ihre Para-Cycling-Karriere. Auf internationale Wettkämpfe musste sie allerdings aufgrund der Pandemie bis 2021 warten. Aber dann schlug die Studentin erfolgreich zu: Sie wird Europameisterin im Zeitfahren, später gewinnt sie an ihrer ersten WM Silber im Strassenrennen und Bronze im Zeitfahren. Für Flurina kamen diese Medaillen überraschend, doch ein Jahr später bestätigte die 26-Jährige ihre Erfolge. An der WM in Kanada holte sie erneut zweimal Edelmetall (Silber im Zeitfahren und Bronze im Strassenrennen) und wechselte dann auf die Bahn, wo sie ebenfalls abräumte. Es folgten Weltrekorde und vier WM-Medaillen in Frankreich.

Dabei ist das Bahnfahren eine Disziplin, die ihr zu Beginn überhaupt nicht behagte. Dank der Zusammenarbeit mit Para-Cycling-Nationaltrainer Dani Hirs und dem ehemaligen Bahn-Natitrainer Scott Bugden entwickelt Flurina ihre Stärke auf der Bahn. «Ich konnte dank der beiden in Sachen Aerodynamik und Sitzposition viel herausholen. Dass ich aber so viele Erfolge einfahren konnte, kam für mich schon sehr überraschend. Es ist aber einfach toll.»

Direkt nach der WM rückte die polysportive Zürcherin für 18 Wochen in die Spitzensport-RS ein. Bis jetzt sind ihre Tage gut ausgefüllt. Normalerweise verlässt sie morgens um 06.45 Uhr Magglingen und absolviert zwei Trainingseinheiten im Velodrome in Grenchen. Danach folgen Online-Termine für ihre Masterarbeit in Politikwissenschaften. An die Fremdbestimmung in der RS musste sich Flurina erst gewöhnen. «Es ist für mich eine Erfahrung, die mich weiterbringen wird. Ich vergleiche es mit einem Austauschsemester.»

Der nächste Höhepunkt im Kalender von Flurina Rigling wird Anfang August die UCI-WM in Glasgow sein. Diese vereint erstmals diverse Regelradsport-Disziplinen wie Strasse, Bahn, Mountainbike und Para-Cycling in einer Veranstaltung. «Ich bin gespannt. Für uns Para-Sportlerinnen und Para-Sportler ist es eine gute Plattform, um in den Medien sichtbar zu werden.» Ebenfalls im August finden die Europameisterschaften in Rotterdam statt, wo Flurina im Strassenrennen als Titelverteidigerin antritt. «Bei jedem Saison-Start drücke ich den Reset-Knopf», sagt sie. «Mein Ziel ist es, meine persönliche Entwicklung weiterzutreiben. Zudem will ich weiter stark ins Zeitfahren investieren, dort habe ich noch sehr viel Potential.»

…und es folgt Tenue grün mit Snowboard

Irgendwie ist es für Aron Fahrni heute noch manchmal überraschend, dass er im Spitzensport gelandet ist. Der Berner Mittelländer aus Oberthal war 2020 bei einem J+S-Kurs im Snowboard. Plötzlich stand Nationalcoach Silvan Hofer vor ihm und fragte, ob er nicht Lust hätte, mal in einem Trainingslager vorbeizuschauen. «Ich hab Silvan aber noch ein Jahr warten lassen», sagt Fahrni und lacht dabei. Im Januar 2021 war es so weit, er erlebte seine erste Trainingswoche und fand, dass sich das – auch mit dem gesamten Team – doch ganz gut anfühlte. Seither ist er mit dabei. Und zwar so ambitioniert, dass er es bereits in die Spitzensport-RS geschafft hat. Im April 2023 wird Aron in Magglingen einrücken.

Die Sportförderung über die Rekrutenschule wird für unsere Athlet:innen immer realer. 2024 stehen bereits zwei weitere auf der Warteliste. Wir bleiben dran.

Sunrise macht Werbefilm mit Aron Fahrni und Silvan Hofer: