Tête-à-Tête

Im Gespräch mit Sara Meyer, Stiftung Denk an mich

PluSport und Denk an mich feiern ihre 60- respektive 50-Jahr-Jubiläen. Sie verbindet eine lange Reise von vielen Erfolgen. Früher wurden Menschen mit Beeinträchtigung weggesperrt. Heute ist der Zugang zum Sport immer häufiger barrierefrei.

PluSport und Denk an mich feiern ihre 60 respektive 50 Jahre-Jubiläen. Wie würden Sie die gemeinsame Reise von PluSport und Denk an mich beschreiben?
Als eine lange Reise mit vielen kleinen und grossen Erfolgen. Vor 50 Jahren wurden Menschen mit Behinderungen weggesperrt. Heute sind sie Teil des paraolympischen Sportkaders und erhalten immer häufiger Zugang zu regulären Breitensportaktivitäten an ihrem Wohnort. Das wäre ohne das beharrliche Engagement von Organisationen wie PluSport nicht möglich.

Bei einer so langen Partnerschaft entstehen immer wieder schöne und gemeinsame Projekte. Gibt es besondere Highlights, die Sie besonders faszinieren?
Das ist eine lange Liste. Als besonders berührend empfinde ich den PluSport-Tag, bei dem Mannschaften aus der ganzen Schweiz nach Magglingen reisen und sich gegenseitig in Wettkampf und im Plausch messen. Ich habe noch nie zuvor an einem Ort so viele glückliche Menschen gesehen.

Sie betonen immer wieder, dass die Gesellschaft wieder näher zusammenrücken muss. Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern? Wie kann die Gesellschaft dazu beitragen?
Wenn Menschen mit und ohne Behinderungen sich nicht von klein auf ungezwungen begegnen, entstehen viele Barrieren. Berührungsängste gibt es dann auf beiden Seiten. Aus diesem Grund ist es uns so wichtig, dass sich Menschen mit und ohne Behinderungen im Rahmen von Freizeitaktivitäten kennenlernen und bei gemeinsamen sportlichen Aktivitäten auch Barrieren in den Köpfen abbauen.

25'000 Kinder und Jugendliche profitieren jährlich von Ihren Angeboten von vergünstigten Ferien und Freizeitaktivitäten - ist das alles nur dank Ihren Spendern möglich?
Die Stiftung Denk an mich erhält als Solidaritätsstiftung des Schweizer Radio und Fernsehens SRF ausschliesslich private und institutionelle Spenden. Dabei setzen sich viele Spenderinnen und Spender mit einem hohen persönlichen Engagement für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen ein. Sie verzichten auf Geschenke, sammeln an Events oder verkaufen Handwerk zugunsten von Betroffenen. Das ist immer wieder sehr berührend.

Ihre Spender werden auch an PluSport-Anlässen eingebunden, z.B. konnten sie beim PluSport-Tag sowie bei der Swiss Handicap Messe teilnehmen. Was ist Ihnen dabei wichtig? Was möchten Sie den Spenderinnen und Spendern vermitteln?
Wir wollen unseren Spenderinnen und Spendern zeigen, dass ihr Engagement auch tatsächlich Wirkung zeigt. Bei diesen beiden Anlässen kommen sie in Kontakt mit Menschen mit Behinderungen und können sich vor Ort persönlich überzeugen welche Chancen sich durch ihre Spende auftun.

Haben Sie eine persönliche Verbindung zum Behindertensport?
Erst seit ich die Geschäftsführung bei der Stiftung Denk an mich übernommen habe und mit PluSport in Kontakt kam. Ich bin tief beeindruckt von dem riesigen Engagement des PluSport-Teams und dessen Botschaftern. Bei den Spitzensportlern habe ich gelernt, was es bedeutet, sich über Grenzen hinwegzusetzen. Da erst habe ich begriffen, dass Behinderungen in erster Linie durch uns entstehen, weil wir als Gesellschaft Menschen mit Einschränkungen in eine Schublade stecken und sie da nicht mehr rauslassen. Das war eine erschütternde Erkenntnis, da ich mich grundsätzlich als einen reflektierten Menschen verstehe.

Wie stellen Sie sich Denk an mich und PluSport bei Ihrem 100 Jahre Jubiläum vor?
Es klingt vielleicht etwas zynisch, aber ich hoffe, dass es uns beide nicht mehr gibt. Ganz einfach deshalb, weil Inklusion stattfindet und Menschen mit Behinderungen keine Lobby mehr benötigen, da sie integraler Teil der Gesellschaft sind und sich frei von Barrieren bewegen können. Dann hätten wir wirklich Geschichte geschrieben.

Die Stiftung Denk an mich und PluSport verbindet seit vielen Jahren eine wertvolle Zusammenarbeit. Was mit der finanziellen Unterstützung der Sportcamps seinen Anfang nahm, hat sich heute zu einer innovativen und wichtigenPartnerschaft entwickelt, in der Teilhabe und das Schaffen von Teilhabeortenfür Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen im Zentrum steht.