Gemeinsam für mehr Inklusion: Ottobock und PluSport im Para-Sport
Monika Baumann ist Geschäftsleiterin bei Otto Bock (Schweiz) AG, einer langjährigen Partnerin von PluSport. Wir haben sie gefragt, was Sport, Inklusion und Otto Bock gemeinsam haben.
Sie sind meistens beim Para-Ski World-Cup in Sankt Moritz mit dabei, welches sind Ihre Verbindungen zu PluSport?
Seit vielen Jahren pflegen wir eine Partnerschaft mit PluSport. Als Ottobock Schweiz teilen wir mit PluSport die Vision, Menschen mit Behinderung durch Sport zu fördern und zu stärken. PluSport ist für uns ein wichtiger Partner, insbesondere bei der Nachwuchsförderung von Parathleten.
Ein gutes Beispiel ist die Ottobock Running Clinic, bei der wir eng mit PluSport zusammenarbeiten, um talentierte Athletinnen und Athleten zu entdecken und zu fördern. Der Para-Ski World-Cup in St. Moritz ist ein weiteres Highlight, bei dem wir PluSport als Sponsoren zur Seite stehen und uns gemeinsam für die Förderung von Inklusion und sportlicher Spitzenleistung einsetzen. Ottobock ist dem Sport weltweit verbunden: Seit 1988 pflegt die Ottobock Unternehmensgruppe eine Partnerschaft mit den Paralympics. Wir sind bei allen Paralympischen Sommer- und Winterspielen dabei und ebnen den Athletinnen und Athleten mit einem kostenlosen technischen Service den Weg für einen sportlich fairen Wettkampf.
Wie haben Sie diesen Anlass erlebt?
Der Para-Ski World-Cup in St. Moritz ist jedes Jahr ein absoluter Höhepunkt. Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Leidenschaft, Disziplin und Freude die Athletinnen und Athleten ihre Leistungen zeigen. Die Atmosphäre ist einzigartig, leider lässt das öffentliche Interesse und die Zuschauerzahlen noch etwas zu wünschen übrig. Eine schöne Vision für den Para-Ski Weltcup wäre ein Fest wie in Adelboden mit Marco Odermatt!
Welche Bedeutung hat für Sie und auch Ottobock der Para-Sport?
Der Para-Sport hat für uns eine enorme Bedeutung. Er zeigt, was mit Entschlossenheit, Innovation und Inklusion möglich ist. Für Ottobock steht der Mensch im Mittelpunkt, und der Para-Sport verkörpert genau diese Werte: Er fördert Selbstvertrauen, Unabhängigkeit und soziale Teilhabe.
Durch unsere technologischen Innovationen, wie Prothesen, Orthesen und speziell entwickelte Sportrollstühle, möchten wir Menschen mit Behinderungen nicht nur im Alltag, sondern auch im Sport unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Der Para-Sport inspiriert uns, immer besser zu werden, denn die Athletinnen und Athleten zeigen uns täglich, dass es keine Grenzen gibt, wenn man an sich glaubt. Daher sind Partnerschaften wie die mit PluSport für uns ein wichtiger Baustein, um Sportlerinnen und Sportler auf ihrem Weg zu fördern und Inklusion in der Gesellschaft weiter voranzutreiben.
Unser Zielpublikum sind oftmals Ihre Kunden, wo sehen Sie Parallelen?
Die Geschichten unserer Kunden und der Parathleten sind inspirierend und zeigen, wie Technik und der menschliche Wille zusammen Grossartiges bewirken können. Ein schönes Beispiel dafür ist Elena Kratter, zweifache Bronzemedaillengewinnerin im Weitsprung bei den Paralympics in Tokio 2021 und Paris 2024. Sie trägt seit ihrer Kindheit eine Beinprothese auf der rechten Seite und wollte eigentlich Skirennfahrerin werden. Nach einer Knieverletzung 2019 wechselte sie zur Leichtathletik. Zum ersten Mal mit einer Laufprothese lief Elena an einer Ottobock Running Clinic in Zusammenarbeit mit PluSport, angeleitet vom mehrfachen Paralympics-¬Sieger Heinrich Popow. Bei diesen jährlich stattfindenden Veranstaltungen bieten wir interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, Laufprothesen zu testen, um ihnen so den Zugang zum Sport zu erleichtern.
Den Namen Ottobock kannte Elena bereits durch ihre Alltagsprothese und PluSport durch ihre Karriere als Skirennfahrerin. Heute unterstützt uns Elena Kratter aktiv als Trainerin an der Running Clinic.
In welchen Themen könnten wir unseren gemeinsamen Fokus stärken?
Es gibt zahlreiche Themen, bei denen wir unseren gemeinsamen Fokus weiter stärken könnten. Ein zentraler Bereich ist die Nachwuchsförderung. Gemeinsam könnten wir noch gezielter junge Talente unterstützen, sei es durch spezielle Trainingsprogramme, den Zugang zu modernen Sportprothesen und -rollstühlen oder durch Events wie die Ottobock Running Clinic, die von PluSport gefördert wird.
Ein weiterer Schwerpunkt könnte eine noch stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Para-Sport und die Förderung von Inklusion in der Gesellschaft sein, speziell in diesen Zeiten, wo auf anderen Kontinenten Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion gestrichen werden.
Durch gemeinsame Kampagnen oder Bildungsprojekte könnten wir Barrieren abbauen und zeigen, wie leistungsstark und inspirierend der Para-Sport ist.
Auch im Bereich der technologischen Innovation gibt es grosses Potenzial. Die Weiterentwicklung von Hilfsmitteln und Sportgeräten könnte durch unsere Zusammenarbeit noch gezielter auf die Bedürfnisse der Menschen mit Beeinträchtigung abgestimmt werden, vor allem auch die Förderung des Sports im Alltag ist ein wichtiges Thema. Ein grosses Hindernis ist hier auch die fehlende Kostenübernahme für Sportprothesen in der Schweiz. Gemeinsam können wir daran arbeiten, dass mehr Menschen Zugang zu diesen Technologien erhalten und ihre sportlichen Träume verwirklichen können.
Die Inklusion ist in aller Munde, wo sieht sich diesbezüglich die Otto Bock AG?
Für Ottobock ist Inklusion nicht nur ein Trend, sondern ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Wir setzen uns seit Jahrzehnten dafür ein, Barrieren abzubauen – sei es durch unsere Produkte, oder durch unsere Partnerschaften mit Organisationen wie PluSport oder als Partner der Paralympics. Unsere Kampagne #UnofficialDiscipline anlässlich der Paralympics 2024 macht auf den unsichtbaren Kampf aufmerksam, den mehr als eine Milliarde Menschen mit Behinderungen mit der Barrierefreiheit führen. Sie kämpfen gegen Treppen, kaputte Aufzüge und Vorurteile. Unser Ziel ist es, Menschen mit Behinderungen die gleichen Möglichkeiten zu bieten wie allen anderen – sei es im Alltag, im Beruf oder im Sport. Dabei möchten wir nicht nur körperliche Mobilität fördern, sondern auch soziale Teilhabe ermöglichen.
Was wünschen Sie sich vom Behindertensport in der Schweiz?
Ich wünsche mir, dass der Behindertensport in der Schweiz weiterhin wächst und eine noch grössere Sichtbarkeit und Wertschätzung in der Gesellschaft erhält. Es wäre grossartig, wenn noch mehr Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – die inspirierenden Leistungen der Athletinnen und Athleten wahrnehmen und anerkennen würden.
Ein weiterer Wunsch ist, dass die Nachwuchsförderung verstärkt wird, damit junge Talente frühzeitig die Unterstützung und die Infrastruktur erhalten, die sie benötigen, um ihre sportlichen Ziele zu erreichen. Dabei spielen Organisationen wie PluSport eine Schlüsselrolle, und ich hoffe, dass sie weiterhin die notwendigen Ressourcen erhalten, um ihre wichtige Arbeit fortzusetzen.
Zuletzt wünsche ich mir, dass der Behindertensport noch mehr als Plattform genutzt wird, um Inklusion und Chancengleichheit in der Gesellschaft voranzutreiben – denn er zeigt eindrucksvoll, wie stark wir sind, wenn wir gemeinsam anpacken.
Ottobock entwickelt seit über 100 Jahren innovative Prothesen, die Menschen mit Behinderungen zu mehr Mobilität und Lebensqualität verhelfen. In Zusammenarbeit mit PluSport organisiert Ottobock seit mehreren Jahren die Running Clinic – intensive Prothesen-Testwochenenden für Menschen mit Beinamputation. Unter der Anleitung von Paralympics-Sieger Heinrich Popow können Teilnehmer dort Sportprothesen testen und ihre Lauftechnik verbessern. Diese Partnerschaft hat bereits Athleten wie Elena Kratter und Sofia Gonzalez hervorgebracht, die die Schweiz erfolgreich bei den Paralympischen Spielen vertreten haben.
Sportmaterial - Prothesen und Hilfsmittel Fonds
Eine Alltags-Prothese ist oft nicht geeignet für den Sport; es werden angepasste Hilfsmittel benötigt. Sporttalente können mit einer Unterstützung rechnen.