Vielfalt und Diversität im Schnee
Wer im Schneesport zuhause ist, kann sein Können an andere weitergeben. Der Ausbildungsweg Schneesport hat viele Facetten und bietet das notwendige Rüstzeug, um sich als Leiter:in im Schnee zu engagieren.
Im Dezember 2023 fand unser alljährlicher Schneesportkurs zu allen diversen Techniken, Geräten und Zielgruppen rund um und im Schnee in Fiesch statt. 45 unterschiedliche Teilnehmende liessen sich zur Behindertensportfachperson Schneesport ausbilden. Diverser und unterschiedlicher hätte die Gruppe nicht sein können und doch, in einem sind sie alle gleich – sie sind begeisterte und engagierte Schneesportler:innen und wollen Menschen mit Behinderung im Schnee, egal in welcher Disziplin, begleiten und lehren können. Einige haben wir porträtiert.
«Mein Highlight im Kurs waren die Selbsterfahrungen, bei denen man selbst erleben konnte, was es heisst, mit einer Behinderung Ski zu fahren.»
Andrea Hirzel (06.07.1991)
Am Technikkurs Ski alpin mit Körperbehinderung stehend nehme ich teil, da ich bei meiner Arbeit als Kinderphysiotherapeutin einmal ein Kind mit einer Hemiplegie, das unbedingt Skifahren wollte, behandelt habe. Da ich auch noch als Skilehrerin tätig bin, dachte ich mir, ich könnte meine Tätigkeitsfelder verbinden und quasi «Physio auf dem Schnee» machen. Als Skilehrerin kenne ich zwar bereits die technischen Anforderungen beim Skifahren, musste diese aber noch nie auf eine Person mit einer Behinderung anpassen.
Hinzu kommt, dass ich die Risiken des Schneesports kenne und mich auch versicherungsmässig absichern wollte. Daher habe ich mich entschieden, erst eine Ausbildung zu machen. Das Kind konnte ich an eine Kollegin verweisen, die bereits die Ausbildung absolviert hat. Sie hat mir auch empfohlen, die Ausbildung bei PluSport zu machen. PluSport kannte ich zudem bereits von Camps, bei denen ich mithelfen durfte. Und so bin ich hier in Fiesch gelandet mit dem Ziel, nach meiner Ausbildung selbst «Physio auf dem Schnee» anbieten und Menschen mit einer Behinderung begleiten zu können.
«If you can dream it, you can do it»
Kurz nachdem ich gelernt hatte zu laufen, lernte ich auch das Skifahren. Die meisten, die mich sowohl Laufen als auch Skifahren gesehen haben, wissen, dass ich zweiteres besser kann. Daher verwundert es auch nicht, dass das Skifahren seit meiner Kindheit meine grosse Leidenschaft war und nach wie vor ist. Anderen das Skifahren beizubringen war aber lange Zeit kein Thema. Aufgrund meiner CP habe ich oft gedacht «Das kann ich doch nicht!». 2019 wagte ich aber den Schritt und meldete mich für einen ersten Kurs für die Skilehrerausbildung an. Dieser Kurs hat mir dann auch die Augen geöffnet und gezeigt, dass ich es eben doch kann. Seither lebe ich nach dem Motto «If you can dream it, you can do it». Klar ist aber auch, dass man mit einer Einschränkung mehr Zeit investieren muss, um das gewünschte Niveau zu erreichen. Den Technikkurs Ski alpin KB stehend von PluSport besuche ich aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist da die Verknüpfung zwischen Beruf; ich arbeite als Reha-Techniker und Skilehrer, meiner grossen Leidenschaft für den Sport und meine eigenen Erfahrungen als Betroffener. Zum anderen durfte ich an der Skischule per Zufall bereits jemanden unterrichten, der ebenfalls eine CP hat. Nun erhoffe ich mir, mehr Wissen über den Skiunterricht mit Menschen mit einer Behinderung anzueignen und Klarheit zu bekommen, ob ich in diesem Bereich vermehrt tätig werden möchte. Darüber hinaus möchte ich meinen Erfahrungsschatz erweitern, wozu ich im Januar auch noch einen Technikkurs im Monoskibob besuchen werde. Der Technikkurs Ski alpin KB stehend deckt sich mit meinen Erwartungen. Ich kann hier neue Erfahrungen machen, mein Fachwissen verbessern und natürlich meiner grossen Leidenschaft, dem Skifahren, nachgehen. Als kleiner Nebeneffekt, denke ich, kann ich für andere, die ebenfalls von einer Einschränkung betroffen sind, als Vorbild/Inspiration dienen und aufzeigen, wie Grenzen/Hürden überwunden werden können.
Durch meine Hemiplegie bin ich selbst von gewissen Einschränkungen beim Sporttreiben betroffen. Jedoch kam ich bereits als Kind in Kontakt mit PluSport und durfte das PluSport-Camp von Marcel Iseli auf der Axalp besuchen. Nachdem ich zwei, drei Camps besucht hatte, wurde ich von der Nachwuchsförderung von PluSport angefragt, ob ich nicht Lust hätte, auch an den Nachwuchstrainings teilzunehmen. So habe ich erst die Stützpunkt-Trainings besucht und war später dann Teil des Swiss Paralympic Ski Teams. Aufgrund meiner beruflichen Ausbildung musste ich leider mein Sportpensum reduzieren und gab meinen Rücktritt vom Leistungssport. Durch meinen Bruder, der regelmässig als Leiter in PluSport Camps tätig ist, besuche ich mittlerweile auch wieder PluSport-Camps. Nun aber nicht mehr als Teilnehmer, sondern als Helfer. Mein Bruder war es auch, der mir den Anstoss gab, die Leiterausbildung in Angriff zu nehmen. Meine Ausbildung begann Anfang Dezember mit der Zulassungsausbildung in Davos, welche mir die Teilnahme am Technikkurs Ski alpin mit Körperbehinderung stehend ermöglichte. Anschliessend werde ich dann noch ein Assistenzmodul besuchen, um die Grundausbildung abzuschliessen. Ebenso werde ich versuchen, das gelernte im Camp in Wildhaus umzusetzen. Den Technikkurs empfinde ich als positiv anstrengend, soll heissen, die Anforderungen an uns Teilnehmende sind hoch, machen den Kurs aber sehr spannend.
«Am spannendsten finde ich die verschiedenen Behinderungsbilder und die damit verbundenen Anpassungen der Skitechnik.»
Dominik Stäger (02.05.1995)
«nicht nur reden, sondern machen»
Stephanie Elmer (10.12.1993)
Seit ich in der Oberstufe war, habe ich diverse Schul- und Sportlager als Leiterin begleitet. Damit ich den Kindern und Jugendlichen das Skifahren beibringen konnte, absolvierte ich die Leiter:innenausbildung Skifahren von Jugend und Sport bis zum Modul Technik. Nach den vielen J+S Lagern suchte ich eine neue Herausforderung. Diese fand ich in den PluSport-Camps. Damit ich dort über das nötige Fachwissen verfüge und auch, um mit meinem Bruder Skifahren gehen zu können, begann ich mit der Ausbildung bei PluSport. Neben dem Assistenzmodul besuche ich nun bereits den dritten Technikkurs. Mein erster Technikkurs war in der Disziplin Ski alpin KB sitzend geführt (Dualskibob). Anschliessend folgte der Kurs Ski alpin KB sitzend selbständig (Monoskibob) und nun besuche ich noch den Kurs Ski alpin mit Sehbehinderung. Den Kurs besuche ich, da ich angefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, eine sehbehinderte Person zu begleiten, und weil mich das Skifahren mit einer blinden Person immer schon interessiert hat. Mit den Kursen von PluSport bin ich bisher ausnahmslos zufrieden. Sie sind gut aufgebaut und werden von einem sehr kompetenten und erfahrenen Lehrteam geleitet. Des Weiteren durfte ich auch immer spannende Bekanntschaften machen und tolle Leute kennen lernen. Was ich an PluSport besonders schätze, ist die Mentalität «nicht nur reden, sondern machen», wie auch an diesem Kurs. Bereits die dritte Abfahrt konnte ich komplett blind machen (natürlich mit Guide). Ich freue mich auch schon darauf, das Gelernte im Stützpunkttraining von PluSport anzuwenden.
Vor vielen Jahren wollte ich eine Ausbildung absolvieren, um Sehbehinderte und Blinde beim Langlaufen begleiten zu können. Die Ausbildung habe ich dann auch gemacht und dabei gleich auch noch PluSport kennen gelernt. Seither bin ich als Leiterin in Camps, aber auch als Ausbilderin in verschiedenen Langlaufkursen für PluSport tätig. Da ich mich auch als Ausbilderin regelmässig weiterbilde und gerne «Schnuppertage» für sitzende Langläuferinnen und Langläufer organisieren und begleiten möchte, habe ich mich für den neuen Technikkurs Ski nordisch sitzend angemeldet. Es ist immer wieder interessant, die eigene Fachkenntnis zu erweitern und neue/andere Adaptionsmöglichkeiten einer Sportart kennen zu lernen. Besonders spannend fand ich, dass wir nach der technischen Schulung bereits die Möglichkeit erhielten, das Gelernte mit Probanden in die Praxis umzusetzen. An den Technikkursen allgemein schätze ich, dass die verschiedenen Disziplinen und Behinderungsarten alle am gleichen Ort und zur gleichen Zeit stattfinden. Das ermöglicht einen wertvollen interdisziplinären Austausch, sodass jeder und jede seine Erfahrungen einbringen und von den Erfahrungen der anderen profitieren kann.